Mainova Frankfurt Marathon – This is my day!

Tag 214 – Marathon Messe

Freitag. Nur noch 2 Tage. Ich werde jetzt nicht erzählen, dass die Nacht wieder unruhig war. Heute geht es auf die Messe und ich freue mich schon riesig darauf. Der Vormittag ist wieder sehr ruhig, es gibt die letzen Folgen von Modern Family. Ich bin traurig, dass es noch keine 7. Staffel gibt.
Danach koche ich Spinat und Kartoffeln für mich und meine Mutter und mache mich dann mit dem Zug auf den Weg nach Frankfurt.
Miro ist am Morgen mit dem Auto in München losgefahren, und wir wollen uns auf der Messe treffen.
Am Hauptbahnhof in FFM angekommen folge ich der Beschilderung Richtung U-Bahn. Gar nicht so leicht diese zu finden, ein Wirrwarr an Tunneln und Wegen… ich finde sie irgendwann doch noch. Zu Fuß wäre ich sicher schneller gewesen…
Eine Station später bin ich schon an der Messe angekommen und folge der Beschilderung Richtung Haupteingang.
Als ich aus der Station heraus oberirdisch ankomme und den Startbogen erblicke übermannt mich ein Haufen Gefühle. Hauptsächlich Aufregung… und auch ein wenig Respekt. Ich kann es an dieser Stelle mal wieder gar nicht glauben, dass ich in zwei Tagen Marathon laufe. Direkt gegenüber ist der Eingang zur Messe. Einige Leute mit Startbeuteln kommen heraus. Aaaaaaaahhhh, ich habe meinen auch gleich. Ich könnte ausflippen. Vor Freude versteht sich. Da Miro noch nicht da ist, gibt es erst einmal, für alle Social Media Kanäle, ein Selfie vor dem Startbogen.

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Kurze Zeit später kommt auch Miro an der Messe an. Los geht’s!
Die erste Aufregung legt sich zum Glück wieder. Der erste Weg führt uns zur Registrierung und zur Startbeutel Ausgabe. Ich will auf jeden Fall verhindern, dass meine bestellte Shirtgröße nicht mehr verfügbar ist. Blödsinn wenn man bedenkt, dass heute noch nicht viele Leute auf der Messe sind und morgen der große Ansturm erst erwartet wird.
Registrierung: Check!
Startbeutel: Check!
Eventshirt: Check!

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Sehr gut, jetzt können wir erst einmal in Ruhe Kaffee trinken. Wir pflanzen uns in die Ecke der Messe und holen uns erst einmal Kaffee und eine kleine Stärkung. Die sitzenden Messebesucher schenken uns größtenteils ein Lächeln. Ach ja, Läufer und die Verbundenheit. Wenn es keine Staffelläufer sind, werden diese am Sonntag auch die gesamte Distanz laufen.
Während wir unseren Kaffee genießen müssen wir erst einmal ausgiebig den Inhalt von den Startbeuteln überprüfen:
Schnicksnack
Streckenkarte
Schwamm
….
Der übliche Inhalt.
Ich treffe Sebastian von den Urban Runners Frankfurt und wir quatschen kurz.

Danach durchforsten wir ausgiebig die Stände. Am Asics Stand sind seitlich alle Namen abgedruckt, die den Marathon laufen. So stehen wir eine Weile vor dem Stand und suchen unsere Namen.

Immer wieder bleibe ich am selbigen Stand an einer pinken Winterjacke von Asics hängen. Aber eigentlich habe ich genug Kleidung in Amerika eingekauft und entscheide mich gegen eine Anprobe. Irgendwann sagt Miro, ich soll sie doch endlich mal anprobieren. Ok, dann also doch eine Anprobe. Und was soll ich sagen: Die Jacke ist zu toll um sie nicht zu kaufen. Bin ich also ein Kleidungsstück reicher.
Ich treffe noch eine Schulfreundin die ebenfalls Marathon läuft und bei der wir morgen zum Kaffee eingeladen sind. Wir quatschen kurz und verabschieden uns wieder.
Danach gibt es noch schnell einen Schlüsselanhänger von BMW – meine Startnummer auf der einen Steite – die Strecke des Marathon auf der anderen Seite.
Wir treffen uns mit den Frankfurtern Urban Runners am Ausgang und wandern Richtung Italiener. CARBOLOADING. Ja, auch zwei Tage vorher schon 🙂


Nach einem leckeren Essen und einer gemütlichen Plauderrunde mit den Frankfurtern geht es zurück nach Wiesbaden. Nicht mehr lange…

Tag 215 – Reizsetzung

Samstag. Weniger als 24 Stunden bis zum Start. WAHNSINN! Ich bin ziemlich müde. Laut Trainingsplan gibt es nochmal eine kleine Reizsetzung.
Miro und ich traben zusammen los. Die Beine mögen heute so gar nicht. Sie sind unfassbar müde. Kein Wunder, wir waren gestern viele Stunden auf den Beinen auf der Messe unterwegs. Es unterstreicht Sandras Aussage: Vebringt bloß nicht so viel Zeit auf der blöden Messe. Das haben wir nun davon. Es ist heute nur eine kleine Reizsetzung und trotzdem fühlt es sich an wie ein stundenlanger Tempolauf. Das haben wir nun davon. Und so soll ich morgen Marathon laufen? Das kann ja heiter werden.
Fix und fertig beenden wir die kleine Einheit. Wir kochen eine leckere Pasta und fahren dann zu unseren Freunden zum Kaffee. Zur Stärkung gibt es Bananenbrot und Bananentorte, Ingwertee und einen wunderbaren Nachmittag.
Am Abend gibt es noch eine ausgiebige Runde Siedler – mit dem unglaublichen Ausgang, dass ich doch tatsächlich mal gewinne.
Nur noch einmal schlafen…

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Tag 216 – Mainova Frankfurt Marathon – This is my day

Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott. Heute ist es endlich soweit: HEUTE IST DER MARATHON! Wahnsinn!
Ich habe die ganze Nacht vom Marathon geträumt ohne wirklich Erinnerungen daran zu haben. Warum eigentlich? Ach ja, stimmt, der Marathon ist ja erst heute! Ich glaube, dass kann man jetzt langsam mal als Aufregung bezeichnen.
Der erste Blick aus dem Fenster: Regen und Sturm! Nicht sehr berauschend. Der Wind hat die ganze Nacht schon durch die Stadt geheult. Das kann ja heiter werden.

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Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es mit dem Auto nach Frankfurt.

Wir stellen das Auto mit allen anderen Auto-angereisten Läufern im Parkhaus ab und werden mit dem Pendelbus zur Messe gefahren. Von dort geht es erst einmal zum Motel One – dort treffen wir uns mit ein paar anderen URMels. Kurz noch aufs Klo – Gruppenfoto – und rüber zur Messe.

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Auf dem Weg dorthin laufen wir Philipp Pflieger über den Weg. Meine Reaktionszeit ist zu langsam und schon ist er verschwunden. Verdammt. Auf der Messe treffe ich Manjai, er wird mich heute auf meinem ersten Marathon begeliten. Wir treffen auch noch Martin und unsere Coaches und schießen ein weiteres Gruppenfoto. Langsam wird es ernst.

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Wir geben unsere Startbeutel ab und machen uns auf den Weg Richtung Startaufstellung. Hier trennen sich auch schon die Wege von Miro und mir – wir wünschen uns noch viel Erfolg. Der Wind pfeifft zwar noch durch die Stadt aber ihr werdet es kaum glauben – die Sonne schaut auch vorbei.
Buntes Gewusel, Lautsprecherdurchsagen und Dixi-Klos. Oh, gute Idee, ich glaube hier mache ich nochmal einen kurzen Boxenstop. Wieder einmal beneide ich die Männer für ihre “Pipi-Säulen”. Ich muss ewig an den Dixis anstehen. Manjai ist putzmunter und erzählt ein paar Anekdoten. Ich sauge den Moment so gut es geht in mir auf. Nervosität ist natürlich auch mit am Start. Ich versuch Flo noch auf dem Handy zu erreichen, da wir uns eigentlich am Start treffen wollten. Leider geht er nicht ans Telefon.

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Manjai und ich wandern in unseren Startblock und laufen Flo dort direkt über die Füße – na wunderbar, dann kann es ja jetzt losgehen. Ein kurzes Selfie UUUUND Startschuss. ES GEHT ALSO ENDLICH LOS!!!!

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Die Laune ist wunderbar. Wir treffen noch Martin von den Urban Runners Frankurt – er läuft ebenfalls seinen ersten Marathon. Wir wünschen uns noch viel Glück und schieben uns mit der Masse Richtung Startbogen. Die Uhr hat endlich GPS und wir laufen gemeinsam über die Matten. Wir sind auf der Strecke.
Wir drei sind guter Dinge und scherzen die meiste Zeit des Weges. Nach der ersten Wende sehe ich auf der Gegengeraden die Staffelläufer. Ich bejubel kurz eine Sailor Moon und kurz darauf auch die liebe Mona – ebenfalls ein Urban Runner aus München.
Fies sind hier im Anfangsbereich der Strecke die Kilometer-Schilder, denn hier kommen wir später nochmal vorbei. Aber erst in ca. 38km. “Verrückt”, denke ich, als ich die Schilder lese.
Kurze Unruhe hinter mir, ich drehe mich um und sehe Flo Neuschwander an uns vorbeiflitzen. ZIIIIIISCH und weg ist er. Und das schon bei km 3. RESPEKT. Der ist 30 Minuten nach uns gestartet.
Wir laufen durch Frankfurts Innenstadt und treffen auf den Mann mit dem Hammer. Bisschen früh diesen schon bei km 5 anzutreffen. Wir machen uns lieber schnell aus dem Staub.

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Wir nehmen brav die erste Wasserstation mit. Manjai läuft etwas vor und holt für uns beide die ersten Wasserbecher.
Wir fühlen uns super, die Beine sind fit und die Motivation grenzenlos. So kann es weitergehen. Bei km 8 treffen wir auf Paddy von den Urban Runners Frankfurt. Er läuft mit ein paar anderen URFels die Staffel. Wir beglückwünschen uns noch kurz und verlieren uns wieder aus den Augen. Nun ja, Paddy ist auch ein wenig flinker unterwegs als wir.
Ein paar kräftige Windböen erschweren uns das Laufen. Flo läuft schützend vor mir und weist mich an, in seinem Windschatten zu laufen. Das finde ich so unfassbar süß von ihm.


Wir laufen aus der Innenstadt heraus und sind immer noch zu Scherzen aufgelegt:
“Wir laufen einen 10er mit 32km Anlauf” oder “Die Leidenschaft die Leiden Schafft” sind nur ein Teil der Sprüche und Weisheiten, die mir die Jungs munter entgegenschmettern.
Bei km 12 sehe ich ein Jaques Weindepot. “Wie toll wäre denn jetzt ein Glas Wein?”, rufe ich den Jungs entgegen. Schade, dass Sonntag ist. Wir überqueren die Brücke und sehen die Skyline von Frankfurt.

Wir kommen am ersten Staffelwechsel vorbei und laufen eine Weile am Main entlang. Ich freue mich riesig, denn bei km 14 treffe ich meine Family. Ich drücke kurz meine Mutter und laufe munter weiter. Ich könnte Bäume ausreißen. NOCH!

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Bei km 15 brauche ich das erste Gel. Bei km 16 gibt es wieder Verpflegung. Manjai versorgt uns mit Wasser und mit Iso. Warum sind meine Füße so schwer? Oh, stimmt, wir sind an der Verpflegungsstation, der Boden klebt hier extrem.
Fröhlich laufen wir Richtung Halbmarathonmarke. Aktuell weiß ich gar nicht, wo die Kilometer geblieben sind. Sie fliegen nur so an uns vorbei. Vor uns ertönen wieder Lautsprecherdurchsagen und wir durchqueren den Halbmarathonbogen. Wie bei jeder Zeitmessungsmatte sende ich einen Gruß an alle Freunde und Bekannte, die das Live-Tracking verfolgen.
Kurz darauf, bei km 23,5, treffe ich wieder einen Teil der Family und freue mich riesig. Ich habe nicht gewusst, dass sie hier sind um uns anzufeuern. Zumal meine Schwägerin aktuell auf Krücken unterwegs ist. Das hilft dem Unterbewusstsein ungemein.
Wir kommen an der Kilometermarke 25 vorbei. Bis jetzt lief alles rund und gut. Aber so langsam machen sich dann doch die Beine bemerkbar. JETZT SCHON? wir haben noch über 17 km vor uns.


Als Gegenmaßnahme gönne ich mir an der Verpflegungsstation ein weiteres Gel. Wir wollen ja nicht in den Unterzucker kommen. Dies ist auch die erste Verpflegungstelle, die wir gehend passieren um kurz Kraft zu tanken. Wir laufen weiter, langsam nicht mehr ganz so munter wie zu beginn.
Kurz darauf höre ich eine mir bekannte Stimme: Es ist Anna, eine Lauf-Bekannte aus München. Sie läuft hier ebenfalls die Staffel. Ich freue mich riesig, denn auch bei ihr wusste ich nicht, dass sie hier vor Ort ist. Wir machen ein paar Fotos, scherzen und laufen eine Weile zu viert durch das Frankfurter Outback.

Die Brücke zieht sich wie Gummi und irgendwie sind jetzt auch schon die ersten Marathonläufer nicht mehr ganz so fit. Mir geht es ähnlich, aber ich erfreue mich gerade immer noch an dieser Situation, Anna getroffen zu haben. Laufen ist eine geteilte Leidenschaft, was mir in diesem Moment wieder richtig bewusst wird. Wir treffen erneut den Mann mit dem Hammer – NIX DA, bleib bloß weg von mir. JETZT NOCH NICHT!

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Irgendwann kurz vor dem nächsten Staffelwechsel verlieren wir Anna und so biege ich mit den Jungs auf die Mainzer Landstraße ein. Oh oh oh, die Mainzer Landstraße. 4 km einfach nur gerade aus – zwischen km 30 und 34. Wir fiebern dem km 30 Schild entgegen, denn ab da gibt es endlich Cola. Wir rufen und kreischen der Cola entgegen. Einige der Mitläufer stimmen mit ein, denn auch sie freuen sich auf  Cola. Wie sehr man sich über Cola freuen kann…  Eigentlich sollte hier auf der Mainzer Landstraße Rückenwind sein, so zumindest die Aussage der Wetterasse… den haben wir wohl verpasst, denn davon merken wir nichts.

Langsam wird es echt schmerzhaft für die Beine, die Schritte werden schwerer und viele um uns herum gehen bereits. Flo geht zu jedem einzelnen Läufer, der gerade geht, hin und fragt ihn, ob er etwas braucht und ob es ihm gut geht. Er geht auch zu jedem, der am Straßenrand sitzt. So ein unglaublich guter Samariter. Und wieder einmal sieht man, dass Laufen verbindet und man füreinander da ist und in dieser Situation vernab vom Konkurrenzdenken lebt. Da geht mir wirklich das Herz auf, dass es noch so viel Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft auf der Welt gibt. Danke Flo!
Als wir so vor uns hinschleichen und versuchen, die ersten Zeichnungen und Weh-Weh-chen des Laufes runter zu schlucken überholen uns die 5 Stunden Pacer. Bitte was? Jetzt schon? Das kann nicht sein. Manjai und ich berechnen das Ganze. Zumindest versuchen wir es. Irgendwie schafft es mein Gehirn gerade nicht, die Paces und Kilometer in eine Gleichung zu bringen. Manjai wüted ein wenig neben mir: “Die sind viel zu schnell, wir haben doch noch ewig Zeit.” Ein paar Läufer um uns herum checken ebenfalls hecktisch ihre Uhren und stimmen ihm zu. Die Pacer scheinen sich wohl Zeit einzulaufen. Und schon haben wir sie auch wieder aus den Augen verloren. “Keine Sorge, wir liegen gut in der Zeit, du machst das super”, höre ich Manjai neben mir sagen. Er macht mir so viel Mut und redet die ganze Strecke schon so gut auf mich ein, holt mir immer schon die Verpflegung an den Ständen… ich bin eifnach nur so dankbar, dass ich meine beiden Begleiter habe.
So langsam gehen mir auch die ganzen Staffelläufer auf die Nerven, wie sie so munter an uns vorbeisprinten. Ich spüre, wie meine kleinen Teufelshörnchen so langsam zum Vorschein kommen.
Bei km 38 gönne ich mir nochmal ein Xeno-Fit-Gel…um kurz darauf eine kurze Klopanik zu erleiden. Oh oh… mein Magen wird doch jetzt nicht auf die letzten 5 km bei einem bekannten Gel rebellieren?! FALSCHER Alarm, und weiter gehts.
So langsam werden die schmerzenden und schweren Beine unersträglich und ich bekomme dezente Wutanfälle: “So eine Scheisse mache ich nie wieder”, höre ich mich sagen. Die Jungs amüsieren sich. Manjai ist nach wie vor fit und spornt mich weiter an. Flo ist auch nicht mehr taufrisch und leidet wenigstens mit mir. “So langsam reichts”, höre ich ihn sagen. So leiden und fluchen wir gemeinsam.


Unter einer Brücke steht eine Frau mit einem “Pilz-Booster” von Super Mario in der Hand. Wir klatschen alle fleißig ab. Ein Effekt der nur für wenige Sekunden hält. Auch die Schilder “Erwecke den Kenianer in dir” und “Du hast dafür bezahlt” zaubern mir gerade noch so ein müdes Lächeln ins Gesicht. In meinem Kopf summe ich die Super Mario Melodie… ehm nein, es ist die Tetris Musik… Oh Gott, mein Hirn ist durch für heute. Ich bin echt so fertig!
Wir sind wieder in der Innenstadt angekommen und laufen wieder ein Stück bergauf. Noch 5 km. Ich beneide die Läufer auf der Gegengerade, denn die sind kurz vor der Festhalle. Wir haben erneut Gegenwind. NA SUPER und das bergauf!
“Aber auf der Gegengerade haben wir dann Rückenwind”, so Manjai. Das ist ein Wort, ein Grund die Zähne zusammen zu beißen und weiter zu laufen. Oder auch schleichen. Man weiß es nicht so genau.
Wir treffen Menschen in Löwenkostümen und dem Schild “Löwt bei dir” in der Hand. Nun ja, irgendwie löwt es wohl weiter. Die Bewertung lasse ich jetzt mal außen vor.
Bei km 40 machen sich meine Schienbeine bemerkbar. “Du kannst noch lokalisieren was dir weh tut?”, fragt mich Flo von der Seite. Darüber muss ich wirklich lachen.
Wir sind auf der Gegengeraden angekommen und haben… GEGENWIND. Der verdammte Wind hat wieder gedreht. Na super, aber immerhin geht es dieses mal bergab.
So kurz vor dem Ziel bin ich den Tränen nahe… als ich merke, dass mir deswegen die Luft wegbleibt, schlucke ich sie schnell runter. Keine Luft und Zeit dafür!
Wir biegen auf die letzte Gerade ein und passieren den Startbogen. Ich kämpfe mit mir selbst: Mit meinem Körper, mit meinem Kopf und mit meinen Emotionen. Ich habe es fast geschafft. Nur noch wenige 100 Meter trennen mich vom Ziel und somit der Festhalle. Manjai ist außer sich vor Freude. Wir biegen in die Festhalle ein:
Roter Teppich, Lichter, Cheerleader, Applaus, Lautsprecherdurchsagen… die absolute Reizüberflutung. Ich bekomem von all dem kaum etwas mit, denn die Tränen kullern schon in Strömen über mein Gesicht. Ich kann sie einfach nicht mehr zurückhalten.
Mir bleibt die Luft weg, aber irgenwie schaffe ich die letzten Meter ins Ziel.

Ich schaffe es noch meine Uhr zu stoppen als mir Sandra schon um den Hals fällt um mir zu gratulieren. Ich bin total überfordert und kann die Situation gar nicht richtig greifen. Manjai schließt sich der Umarmungsrunde an.
Als ich wieder Luft bekomme, verlassen wir gemeinsam den Zielbereich. Ein Helfer klopft mir auf die Schulter und beglückwünscht mich. Ich bedanke mich, bin aber immer noch in meinem Tunnel.
Als nächstes fällt mir Miro in die Arme und beglückwünscht mich ebenfalls. Ich gebe dies zurück, denn er hat es ebenfalls geschafft. Als nächstes treffen wir Coach Sebastian. Irgendwie bin ich immer noch überfordert und kann mich gar nicht wirklich freuen und versuche immer noch, die gesamten Eindrücke zu verarbeiten.
Auf dem Weg nach draußen wird mir eine Medaille umgehängt und wir befinden uns im Verpflegungsbereich. Flo verabschiedet sich von uns. Ich bedanke mich tausendmal bei ihm.
Ich schaffe es gerade so einen Tee zu trinken. Der Rest der Zielverpflegung lacht mich absolut nicht an.
Wir gehen Richtung Messe und treffen dort nochmal meine Mutter und ihren Mann. Sie drückt uns und strahlt vor Freude. Sie haben sich den Zieleinlauf in der Festhalle angeschaut. Wir drücken uns nochmal zum Abschied und wandern weiter Richtung Messe, holen unsere Sachen ab und lassen die Medaillen gravieren.
Immer noch etwas in Trance betrachte ich die Medaille und die Gravur:

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So richtig glauben und fassen kann ich das alles noch nicht.

Wir verabschieden uns von Manjai und treffen Miros Schwager, der uns mit unserem Auto nach Heidelberg zu den Schwiegereltern fährt.
Auf der Fahrt dorthin schaue ich das erste Mal auf mein Handy: Über 200 Whats App Nachrichten. Wahnsinn. Und das fast alles in der geliebten Whats App Gruppe “Reisegruppe Hanuta”. Unsere Freunde haben fleißig mitgefeibert und dort das Live-Tracking von uns beiden kommentiert. Ich muss über einige Passagen lachen.
Nach einer ausgiebigen Dusche, zwei Tellern Pasta und etwas Schokolade bin ich wieder etwas fit und mache mich daran, die Eindrücke zu verarbeiten. Ob ich nochmal Marathon laufe? Ich weiß es noch nicht…

The weeks after…
Nach 2 Tagen habe ich die Erlebnisse verarbeitet und wurde endlich von einer Welle von Glückgefühlen überrrollt. So wird kurzerhand beschlossen, sich für den Berlin Marathon 2018 zu registrieren um über ein Lotterie-Verfahren einen Startplatz zu ergattern. Und was soll ich sagen? Das Losglück hat entschieden und mir für 2018 ein weiteres Marathon-Projekt beschert. Aber bis dahin ist noch etwas Zeit und ich regeneriere jetzt noch eine Weile vor mich hin. Auch nach so vielen Wochen noch 🙂 Der Glühwein schmeckt einfach zu gut!

An dieser Stelle noch “Danke” an alle.
Danke an Sandra für den Trainingsplan, viele Tipps und den unermüdlichen Einsatz auf dem Weg zum ersten Halbmarathon und zum ersten Marathon.
Danke an Sebastian fürs Anspornen während diverser Trainingseinheiten.
Danke an Andrea, eine unglaubliche Läuferin, die uns alle so unglaublich inspiriert.
Danke an Miro, der so einige Launen ertragen musste und immer an mich geglaubt hat.
Danke an die Urban Runners Munich für so viele tolle Treffen und Läufe und einer ganzen Mütze Spaß.
Danke an Manjai, der mir am Marathontag nicht von der Seite gewichen ist, unermüdlich positiv auf mich eingeredet hat und mir immr alles von der Verpflegungsstation geholt hat.
Danke an Flo, der mit uns gelaufen ist, mir Windschatten gespendet hat, mit mir gelitten hat und einen Haufen blöder Sprüche auf Lager hatte.
Und natürlich danke an meine Familie und Freunde, die uns an dem Tag unerstützt und mitgefeibert haben.

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One thought on “Mainova Frankfurt Marathon – This is my day!

  1. Melli says:

    Meine allerliebste Melly, du hast es echt geschafft und ich bin so wahnsinnig stolz auf dich! Beim Lesen sind mir fast selbst die Tränen gekommen. Ich freue mich schon darauf, dieses Jahr gemeinsam mit dir die Ziellinie zu überqueren.
    Alles Liebe,
    Melli 💙

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